11.5.2007

Presse

Presse-Echo zu:
Doppelmoral der Stadt Karlsruhe zum Jahrestag der Befreiung

Während einerseits Bürgermeister Eidenmüller (FDP) am 7. Mai zusammen mit Dr. Hans Coppi (VVN-BdA Berlin) die Ausstellung über den antifaschistischen Widerstand der Roten Kapelle eröffnete, genehmigte andererseits die Stadt Karlsruhe ausgerechnet am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, einen Nazi-Aufmarsch auf dem Durlacher Turmberg.

Wir dokumentieren die BNN-Artikel zu diesem Thema:




BNN, Mittwoch, 9. Mai 2007

Widerstand gegen Nazis

Ausstellung im Ständehaus

Am Vormittag des 31. August 1942 läutet im Zimmer des Oberleutnants Harro Schulze- Boysen im Reichluftfahrtministerium das Telefon. Die Besucher, die sich telefonisch angekündigt haben, sind von der Gestapo. Sie werden Schulze-Boysen abführen, inhaftieren und letztlich zum Tod durch den Strang verurteilen - zusammen mit 19 Frauen und 30 Männern. Grund ist ihre Zugehörigkeit zur "Roten Kapelle", einer Widerstandsgruppe der NS-Zeit, die keine feste Organisationsstruktur besaß, sondern vor allem aus sich gegenseitig überlappenden Freundeskreisen bestand.

Eine Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Ständehaus zeigt nun bis zum 20. Mai die Biografien der verschiedenen Freundeskreise um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen. Anlass ist die Europawoche. 51 Tafeln mit mehr als 300 Fotos zeichnen Lebenslinien, umreißen Kindheit, Jugend und Prägung in der Weimarer Republik, außerdem Aktionen im Widerstand, Verfolgung und Haft. Die Dramaturgie der Veranstaltung ist eine Aneinanderreihung von Einzelschicksalen: "Es war eine sehr vielfältige Gruppe, sie bestand aus Arbeitern, Angestellten, Jugendbewegten, Beamten, aus vielen unterschiedlichen Milieus. Das wollten wir sichtbar machen", sagte Hans Coppi, Vorsitzender der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA).

Coppi kennt sich mit der Materie besonders gut aus. Seine Eltern waren unter den Opfern des NS-Regimes und wurden für ihre Beteiligung an dem Netzwerk hingerichtet. Coppi: "Die 'Rote Kapelle' war keine Organisation im eigentlichen Wortsinn, es handelte sich dabei mehr um Freundeskreise. Auf der einen Seite wurden Flugblätter geklebt und versucht Funkkontakt zu den Sowjets aufzunehmen, auf der anderen Seite war es eine Möglichkeit, sich gegenseitig in der antifaschistischen Identität zu bestätigen." Die "Rote Kapelle" sei lange Zeit umstritten gewesen. Während des Kalten Krieges hätten Historiker die Bewegung zu Unrecht als sowjetisches Spionagenetz bezeichnet. Letztlich wurde die Gruppe durch einen Zufall enttarnt: Die deutsche Abwehr konnte einen sowjetischen Funkspruch entschlüsseln und auf diese Weise die Namen und Adressen der Beteiligten herausfinden. Besucher können die Ausstellung dienstags und donnerstags von 10 bis 19 Uhr, mittwochs und freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr besuchen.

Dorothea Gaipl

Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis der BNN



BNN, Mittwoch, 9. Mai 2007

Rechte Mahnwache am Durlacher Turmberg

min./gai. Die Polizei hat gestern Abend einen Zusammenstoß zwischen Rechtsradikalen und Antifaschisten auf dem Turmberg verhindert. Die rund 50 Rechten versammelten sich nach Polizeiauskunft ab 19.30 Uhr zu einer genehmigten Mahnwache mit Kundgebung vor dem Kriegerdenkmal am Turmberg. Dort enthüllten sie ein Transparent mit der Aufschrift: "Für Ehre, Freiheit und Vaterland" und sangen das Deutschlandlied mit der verbotenen ersten Strophe.

Etwa genau so viele linke Demonstranten wollten dies verhindern und sich ebenfalls auf dem Turmberg versammeln. Dies unterband die Polizei. Zu Handgreiflichkeiten kam es dabei vor der Karlsburg. Rund 50 Beamten waren im Einsatz. Die Aktion endete gegen 20.30 Uhr.

Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis der BNN



BNN, Donnerstag, 10. Mai 2007

Erste Strophe ist nicht verboten

BNN - Die erste Strophe des Deutschlandliedes ("Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt") ist nicht verboten. Deshalb habe die Polizei deren Absingen durch 50 Rechtsradikale am Dienstagabend auf dem Turmberg auch nicht unterbunden, erklärte das Polizeipräsidium gestern. Wie berichtet, versammelten sich die Rechten auf dem Turmberg zu einer genehmigten Mahnwache mit Kundgebung. Eine etwa gleichstarke Gruppierung von Linken versuchte, dies zu verhindern. Die Polizei hielt die Gruppierungen auseinander.

Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis der BNN



BNN, Freitag, 11. Mai 2007

SPD protestiert gegen Rechtsradikalen-Aktion

BNN - SPD-Fraktionssprecherin Doris Baitinger protestiert in einem Brief an OB Heinz Fenrich dagegen, dass am 8. Mai Rechtsradikale eine genehmigte Mahnwache mit Kundgebung vor dem Kriegerdenkmal am Turmberg durchführten (die BNN berichteten). "In der 'Stadt des Rechts' halten wir einen solchen Vorgang für nicht hinnehmbar, zumal sich der Gemeinderat per Resolution gegen rechtsextremistische Aktivitäten in unserer Stadt ausgesprochen hat", so Baitinger. Sie will Aufklärung, wie diese Veranstaltung zu Stande kommen konnte.

Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis der BNN



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