2.8.2010

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Presseschau:

Zu den Hintergründen des Nazi-Aufmarschs am 21. August

Der "blick nach rechts" analysiert die wahren Hintergründe der Paragraf-130-Argumentation der Nazis sowie das abstruse Motto "Mord bleibt Mord!".

"indymedia" rekapituliert die Geschichte der "Rudolf-Heß-Gedenkmärsche" sowie der Proteste gegen Nazi-Aufmärsche in Karlsruhe und beleuchtet die Karlsruher Nazi-Szene.


blick nach rechts

Der "blick nach rechts" analysiert die wahren Hintergründe der Paragraf-130-Argumentation der Nazis sowie das abstruse Motto "Mord bleibt Mord!":

blick nach rechts
2.8.2010

Verkappter Heß-Aufmarsch?

Angeblich richtet sie sich gegen Paragraf 130 des Ordnungswidrigkeitengesetzes, der sich mit der Verletzung von Aufsichtspflichten in Unternehmen beschäftigt. Tatsächlich dürfte es den Veranstaltern aber um Paragraf 130 des Strafgesetzbuches gehen. Gestützt auf dessen Absatz 4 waren in den letzten Jahren die jeweils im August in Wunsiedel geplanten Aufmärsche von Neonazis aus Anlass des Todestages von Rudolf Heß verboten worden. Die Bestimmung untersagt bei Versammlungen die Billigung, Verherrlichung oder Rechtfertigung der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte eine Verfassungsbeschwerde des Neonazi-Anwalts Jürgen Rieger gegen die 2005 beschlossene Ergänzung des Paragrafen im vorigen Herbst als unbegründet zurückgewiesen.

Auch das Motto der angemeldeten Demonstration deutet darauf hin, dass es den Neonazis sicherlich nicht um eine Bestimmung des Ordnungswidrigkeitengesetzes geht: "Trotz § 130 - Mord bleibt Mord!" Seit Heß' Suizid im August 1987 behaupten Neonazis, der ehemalige Hitler-Stellvertreter sei im Kriegsverbrechergefängnis in Spandau ermordet worden.

Als Veranstalter der geplanten Demonstration, für die bei der Stadtverwaltung 500 Teilnehmer angekündigt wurden, sind auf einer eigens eingerichteten Internetseite die "Freien Kräfte Karlsruhe" genannt. Unter diesem Label sind die "Autonomen Nationalisten" aus der Region unterwegs. Einer der Redner soll der stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Nationaldemokraten (JN) Lars Gold sein, der auch den baden-württembergischen JN-Landesverband leitet. Außerdem werden nicht namentlich genannte Redner aus der Schweiz, aus Mecklenburg- Vorpommern, aus Dortmund und aus der Region angekündigt. (ts)

http://www.bnr.de/content/verkappter-hess-aufmarsch-0

indymedia

"indymedia" rekapituliert die Geschichte der "Rudolf-Heß-Gedenkmärsche" sowie der Proteste gegen Nazi-Aufmärsche in Karlsruhe und beleuchtet die Karlsruher Nazi-Szene:

indymedia
2.8.2010

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Rudolf-Heß-Gedenkmarsch

Der Rudolf-Heß-Gedenkmarsch war eine Propagandaveranstaltung der deutschen Neonazi-Szene mit internationaler Beteiligung, die seit 1988 jeweils um den 17. August durchgeführt wurde. Anlass der Veranstaltung ist der Todestag von Rudolf Heß, der von Rechtsextremisten als Märtyrer des Nationalsozialismus angesehen wird. An den Demonstrationen, die zumeist an seinem Begräbnisort Wunsiedel stattfanden, nahmen z.T. mehrere tausend Neonazis aus ganz Europa teil.

Nazi-Aufmärsche in Karlsruhe

Die letzte gelungene Demonstration von Neonazis fand am 15. Juni 2002 statt, als 400 Neonazis unter starken antifaschistischen Protest vor Hauptbahnhof aufmarschierten. Im September und Dezember 2003 sowie im März 2004 scheiterte der Hamburger Neonazi-Führer Christian Worch mit seinen Anmeldeversuchen in Karlsruhe. Am 03. Dezember 2005 musste die Demonstration der Neonazis zwar von der Stadt genehmigt werden, die Rechten konnten aber durch antifaschistische Proteste auf ihrer Anreise von Rastatt aufgehalten werden, so dass sie nicht mehr marschieren konnten. Im Dezember 2006 und Dezember 2007 versuchten regionale Neonazis in Ettlingen aufzumarschieren, ihr Anmeldeversuch scheiterte aber. Am 08. Mai 2007 fand die letzte angemeldete rechte Kundgebung in Karlsruhe statt, als sich ausgerechnet am "Tag der Befreiung" 50 Neonazis am Durlacher Turmberg versammelten.

Karlsruher Kameradschaft / Karlsruher Netzwerk

Das Karlsruher Netzwerk sieht sich in der Tradition der "Karlsruher Kameradschaft", eine der bundesweit ältesten und bedeutendsten Kameradschaften. Diese war nach jahrelanger Aktivität fast vollständig von der Bildfläche verschwunden und wird nun zunehmend von einer jungen Neonazigeneration ersetzt, die sich in ihrem Auftreten stark an den "Autonomen Nationalisten" orientieren. Zwar erreichen sie im Bezug auf ihre Aktivitäten bei weitem nicht die Stärke der ehemaligen Karlsruher Kameradschaft, treten aber dennoch besonders gewalttätig bei Demonstrationen und Angriffen auf Veranstaltungen in Baden Württemberg auf. Bei einem Angriff auf TeilnehmerInnen einer Infoveranstaltung über Rechtsextremismus in Aalen etwa waren Mitglieder des Karlsruher Netzwerkes wie Kai Heller maßgeblich beteiligt. Bei dem Versuch der Etablierung eines NPD Zentrums in Karlsruhe-Durlach tat sich das Karlsruher Netzwerk vor allem damit hervor politische GegnerInnen einzuschüchtern.

Alljährlicher Heß-Kult

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Seit im Jahr 2005 durch das Bundesverfassungsgericht der so genannte "Heß-Gedenkmarsch" in Wunsiedel verboten wurde, versucht die Neonazi-Szene durch andere Aktionsformen ihren Heß-Kult aufrechtzuerhalten. Für Aufsehen sorgte in der Vergangenheit vor allem die "Rudolf Heß Tour", bei der 2007 ein LKW mit dem Konterfei Heß' durch verschiedene Städte tourte.

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Im vergangenen Jahr sollten dann in über 100 Städten so genannte "Flashmobs" stattfinden, bei denen Neonazis schnell zusammen kommen und versteinert stehen bleiben sollten, um am Ende die Schlussworte des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß während der Nürnberger Prozesse zu verlesen. Tatsächlich fanden dann aber nur wenige dieser Zusammenkünfte statt. Im Vogtland gedenken Neonazis ihres Märtyrers seit Jahren durch ein Fußballturnier. Das so genannte "Rudolf-Heß-Gedenkturnier" soll Ende August bereits zum 10. Mal stattfinden.

http://de.indymedia.org/2010/08/287171.shtml
© Antifaschistisches Aktionsbündnis Karlsruhe