23.1.2007

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Presse-Info

Bundesweite Proteste und Gedenken auf den Bahnhöfen

Am kommenden Samstag, dem 27. Januar und Auschwitz-Gedenktag, finden in über 20 Städten Proteste gegen den Bahnvorsitzenden Mehdorn wegen dessen Weigerung statt, ein "sofortiges" und "angemessenes Gedenken an die Opfer der NS-Massendeportationen" auf den deutschen Bahnhöfen zuzulassen. Etwa 3 Millionen Menschen waren von der "Reichsbahn", dem Vorgängerunternehmen der heutigen Bahn AG, in die Vernichtungslager geschleust worden. Unter den Verschleppten befanden sich mehrere zehntausend Kinder. Die Transporte in den Tod mussten die Opfer selbst bezahlen. Die Reichsbahn kassierte pro Bahnkilometer für Erwachsene 4 Pfennige und für Kinder 2 Pfennige.

Vor dem Karlsruher Hauptbahnhof wird der deportierten Opfer am 27. Januar in der Zeit von 10.30 - 12.00 Uhr gedacht. Mit einer Installation, einer szenischen Lesung, Kulturbeiträgen und der Verteilung von Flugblättern an die Fahrgäste wird an den Leidensweg der jüdischen Opfer erinnert.

Veranstalter sind ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald und VVN-Bund der Antifaschisten mit Unterstützung der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe. Die Veranstalter stehen vor dem Hauptbahnhof zu einem Pressegespräch zur Verfügung.

Anschließend fahren Mitglieder der Initiative in einer Zugstafette nach Mannheim und treffen sich dort mit Mitgliedern der Initiative aus Frankfurt/M. Während der Bahnfahrt sollen die Mitreisenden von den Stafettenmitgliedern informiert werden. Auf dem Mannheimer Hauptbahnhof findet ein weiteres Pressegespräch statt.

Bereits für Freitag, 26. Januar, werden Proteste gegen den Bahnvorstand an der Frankfurter Börse angekündigt. Internationale Anleger sollen vor dem Kauf von Bahn-Aktien gewarnt werden. Auf der Bahn AG laste "der Schatten des Vorgängerunternehmens" und ein "schwerer Verdacht", heißt es in einem bundesweiten Aufruf: "über das ganze Ausmaß" der "Reichsbahn"-Beihilfe zum Massenmord "nicht vollständig informieren zu wollen."

Am 27. Januar wird in Köln unmittelbar vor dem Eingang des Hauptbahnhofs am Dom ein Waggon aufgestellt, worin Teile der verweigerten Ausstellung über die deportierten Kinder gezeigt werden sollen. Auf der Strecke zwischen Würzburg und Schweinfurt verkehrt am Auschwitz-Gedenktag ein "Zug der Erinnerung". Auf dem Berliner Hauptbahnhof werden u.a. Gideon Joffe (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin), die Publizistin Lea Rosh, Beate Klarsfeld aus Paris und Prof. Ekkehart Krippendorff sprechen.

Bahnchef Mehdorn verhindert seit zwei Jahren, daß eine Ausstellung über die Ermordeten in den Deportationsbahnhöfen gezeigt werden konnte. Den darauf einsetzenden Protesten hatten Mehdorn und Verkehrsminister Tiefensee im vergangenen Dezember teilweise nachgegeben und eine Wanderausstellung angekündigt, jedoch erst für 2008. Über die Inhalte werde allein die Bahn AG entscheiden, heißt es in einer Erklärung von Mehrdorn und Tiefensee vom 01.12.2006. Eine unmittelbare Beteiligung internationaler Opferorganisationen ("Fils et Filles des Déportés Juifs de France"/Paris) ist ebenso unerwünscht wie die direkte Teilnahme der Bürgerinitiativen in über 20 deutschen Städten. Sollte sich der Bahnchef "nicht vorbehaltslos" der Vergangenheit stellen, werde "der internationale Druck noch größer", heißt es in dem bundesweit verbreiteten Aufruf.

© Antifaschistisches Aktionsbündnis Karlsruhe